Zwischen Haltung und Automatisierung – ein Rückblick auf die Design Business Days 2025 in Hamburg
geschrieben von Lukas
Zwei Tage, viele Panels, einige Gespräche im Foyer – und ein Gefühl, das bleibt: Zwischen KI-Euphorie und Haltungssuche bewegt sich die Designbranche gerade auf unsicherem Boden. Die Design Business Days 2025 im Curio Haus Hamburg hatten einen recht dichten Querschnitt davon. Präsentiert von Page und W&V, standen vor allem Effizienz, Automatisierung und die Rolle von Designer:innen im KI-Zeitalter im Fokus. Aber wie viel Tiefe steckt wirklich in dieser Diskussion?
Zwischen Fortschritt und Furcht: KI auf der Bühne
KI war – wenig überraschend – das große Thema. Immer wieder ging es um neue Tools, Automatisierung und die Hoffnung, sich endlich mal wieder auf das „eigentliche Gestalten“ konzentrieren zu können. Leonardo AI, kittl, LangChain, Adobe Firefly oder CrewAI – der Werkzeugkasten füllt sich. Und ja, manche dieser Tools sind tatsächlich hilfreich, besonders, wenn sie repetitive Aufgaben übernehmen.
Aber gleichzeitig schwang bei vielen Speaker:innen auch eine spürbare Unsicherheit mit: Was passiert mit unserer gestalterischen Hoheit, wenn immer mehr Inhouse passiert und automatisiert wird? Verlieren wir Kontrolle – oder gewinnen wir neue Freiräume? Die Antwort blieb oft offen.
Haben wir als Designer:innen je wirklich etwas „Neues“ gemacht?
Ein leiser, aber umso spannenderer Gedanke tauchte in den Pausen auf: Wie neu ist „neu“ überhaupt? Wenn GenAI keine originellen Ideen generieren kann – haben wir das als Menschen je wirklich gekonnt? Oder war Gestaltung schon immer ein Transformieren, Adaptieren, Neu-Arrangieren?
Vielleicht liegt das Neue eher in der Kombination als im Ursprung. Und vielleicht ist das auch völlig okay so. Aber vielleicht sind wir da den generativen Systemen doch noch einen Schritt voraus: wir können absurde Dinge miteinander kombinieren. Und dann ist es doch etwas Neues?

Haltung? Ja, aber…
Was auffiel: Der Begriff „Haltung“ wurde echt häufig erwähnt – blieb aber oft abstrakt. Viele Vorträge drehten sich um Marken, Märkte und Mechaniken – aber nur wenige griffen das Thema Arbeitsethik, Zukunftsgestaltung oder soziale Verantwortung wirklich konkret auf.
Eine Ausnahme war der Workshop von Thorsten Jonas (SUX Network): „The true Price of AI“ . Hier ging es endlich mal um die Frage, was Technologie mit Menschen macht – nicht nur mit Prozessen.
Abseits davon dominierte ein klassisches Bild der Branche: Mode, FMCG, große Konzerne wie Telekom oder BMW. NGOs oder Social-Impact-Projekte? Fehlanzeige. Der Austausch blieb so leider oft unter sich – spannend für Marktbeobachtungen, aber der Blick über die B2C-Welt hinaus war leider nicht da. Aber vielleicht auch klar, wenn die Veranstalter:innen die Page und W&V sind? Wobei „werben und verkaufen“ müssen ja auch soziale & gemeinnützige Organisationen.




Design als Prozess – nicht nur Produkt
Ein Highlight: Der Vortrag von Maren Martschenko. Ihr Satz „Design ist mehr als schnell mal schön“ blieb hängen – und trifft einen Nerv. Und dann hat sie uns auch noch direkt in ihrem Vortrag erwähnt 😉.
Gestaltung als Prozess, als Denkweise, als Haltung – eben doch. Besonders inspirierend für alle, die sich im Alltag eher mit Varianten, Verknüpfungen und technischen Lösungen im Brandingbereich beschäftigen, statt nur eine schicke Gestaltung „drüberzulegen“.
Der Alltag lässt grüßen
Zwischen all den Themen ein kleiner Realitätscheck aus der eigenen Erfahrung. In einem Workshop wurden wir direkt gefragt, was wir an unserem Job wirklich mögen. Meine persönlichen Notizen:
- gestalten, also entwerfen
- durchiterieren, verschiedene Varianten ausprobieren
- technische Lösungen im Webbereich finden, Inhalte gut miteinander verknüpfen und in Beziehung setzen
Was mich (meistens) davon abhält:
- Buchhaltung
- E-Mails schreiben
- Projektmanagement
Vielleicht ist es das, was KI zuerst für uns tun sollte.
Tools, die zum Thema spannend waren
Hier eine kleine Sammlung an Tools und Links, die in den Gesprächen und Sessions gefallen sind – ohne Bewertung, aber vielleicht mit Potenzial:
- Leonardo AI
- Kittl
- Hybrid AI
- Frontify
- CrewAI
- LangChain
- SOKOSUMI
- Masumi
- Framer Wireframer
- IBM Design Practices
Fazit
Die Design Business Days 2025 haben viele aktuelle Fragen aufgeworfen – und manche unbeantwortet gelassen. Effizienz wurde immer wieder erwähnt und auch die Möglichkeit, dass KI-Systeme uns dabei helfen können, lästige Aufgaben wegzugeben. Dann können wir uns durch diese „neu gewonnene“ Zeit auf die schönen Dinge in der Arbeit konzentrieren. Zwar nichts neues für mich – aber immer wieder gut, sich das als Reminder ins Bewusstsein zu rufen.
Mit Liebe recherchiert und geschrieben von Lukas Kerecz