26. August 2013

Eruptionen der digitalen Sphäre

26. August 2013
20. Dezember 2019

explosion

Es geht hoch her in der digitalen Sphäre. Durch die Veröffentlichungen von Ed Snowden ist eine Debatte entflammt, die in ihrer gesellschaftlichen Impedanz die letzte Datenschutzdebatte (ACTA) deutlich übersteigt. Ein klares Feindbild ensteht, die NSA, das Überwachungsorgan der USA. Die Schattenseite einer Nation, die sonst durch Internetriesen wie Google, Amazon und Co beeindruckt.

Datenschutz- und Menschenrechtsaktivisten in Europa sehen im Handeln amerikanischer und britischer Geheimdienste eine Bedrohung der Grundfeste der Meinungsfreiheit. In Amerika glaubt man Obama. Er wehrt sich gegen den Vorwurf der Errichtung eines Überwachungsstaates und begründet sein Handeln mit vereitelten Terroranschlägen. Mittel zum Zweck. Kritische Aktivisten kontern: Heiligt der Zweck die Mittel? In der deutschen Medienlandschaft und Internetgemeinde beobachtet man Empörung. Einerseits über das Thema selbst, andererseits über die spärliche öffentliche Debatte, die in Deutschland nur schleppend Gestalt annimmt. Allen voran empören sich von Natur aus der Thematik sehr nahe Medien, wie der Blog netzpolitik.org oder die taz. Aber auch traditionelle eher konservative Medien, wie die FAZ, greifen das Thema in großen Leitartikeln, Expertenmeinungen und Kommentaren auf. Vor kurzem hielt der Mit-Herausgeber Dr. Frank Schirrmacher einen sehr interessanten Vortrag zum Thema digitaler Kapitalismus und seinen Manifestationen in Form des Zusammenspiel vieler komplexer Systeme und Algorithmen (http://bit.ly/175TddW). Wir leben also in einer Informationsgesellschaft, in der die Informationen zum wichtigsten machtpolitischen Kalkül und zum ertragreichsten wirtschaftlichen Faktor werden. Informationen, die uns selbst betreffen, jeden Einzelnen. Manche Information ist man gerne bereit zu teilen, manche nicht. Von vielen Informationen wissen wir nicht, dass wir sie durch unsere Anbindung ans Internet teilen und wir können uns auch nicht vorstellen, was damit angefangen wird. Komplexe Algorithmen wandeln diese partiellen und individuellen Informationen in Erkenntnisse um, die andere Unternehmen wiederum kommerzialisieren. Einige interessante soziologische Inputs liefert Dirk Baecker im Interview mit der FAZ: http://bit.ly/1c8knni.

Was bedeutet das für die Auftragskommunikation, für den täglichen Dialog mit Kunden und Geschäftspartnern?

Grundlegend ist es wichtig die Form des strategischen bzw. unternehmerischen Handelns zu bedenken, sobald sich dieses an die digitale Sphäre anschließt. Zur Zeit ist der Spielraum nicht klar abgegrenzt, die Rahmenbedingungen nicht geklärt. Die eine Armee weiß nicht, was im „Waffenarsenal“ der anderen verborgen ist. De facto gibt es zahlreiche kostenlose und einfach zugängliche Werkzeuge um Informationen über Kunden und Geschäftspartner zusammenzutragen. Der Dienst Analytics von Google ist ein gutes Beispiel oder die Social Media Monitoring Dienste von verschiedenen Anbietern. Selbst der Dienst mit dem wir unseren Newsletter verschicken, trägt interessante Informationen zusammen. Zum Beispiel, wann Sie den Newsletter lesen und ob sie durch unseren Newsletter auf unsere Seite weiterklicken. Natürlich sind diese Informationen nicht top-secret und verletzen auch nicht Ihre Menschenrechte. Trotzdem ist es erstaunlich was bestimmte Dienste im Internet zusammentragen und wie sich dadurch das  strategische kommunikative Handeln verändert. Der Soziologe fordert deswegen zurecht eine Bildungsinitiative, die uns mehr Kenntnisse über die aktuellen Rahmenbedingungen der neuen Informationsgesellschaft liefert. In der Auftragskommunikation sollte man Neugierde pflegen. Nicht die Art von Neugierde, in intimsten Geheimnissen der Kunden heimlich zu stöbern. Sondern die Neugierde, an den unbekannten Informationen über einen selbst, die man Kunden und Geschäftspartnern bewusst oder unbewusst zur Verfügung gestellt hat.

 

Mit Liebe recherchiert und geschrieben von FORMLOS Berlin

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