Unsere Geschichte: Der Schnittchenteller im Wartezimmer
Was haben ein Käsebrot und Grafikdesign gemein? Was klingt, wie der Anfang eines Nonsens-Witzes, ist eine ernstgemeinte Frage.
Wer schon einmal länger im Ausland gelebt hat, kennt das: Nach einigen Monaten stellt sich dieses Verlangen nach einer simplen Stulle ein. Einem ganz normalen Graubrot, aus Sauerteig, belegt mit einer Scheibe Käse. Göttlich. Brot ist nicht gleich Brot und eine Webseite nicht einfach nur Code. Denn ein gutes Brot zu backen ist echtes Handwerk, manche sagen Kunst. Und ein gutes Branding ist nicht einfach nur „schnell mal schön“, es liegt ebenso irgendwo zwischen Strategie, Design und Handwerk. Es sind oft (manchmal mit etwas Abstand) die kleinen Dinge, die sehr glücklich machen. Und die weniger simpel sind, wenn man genau hinschaut:
Ist deine Visitenkarte nur ein labbriges Weißbrot? Oder ist sie der beste aller möglichen ersten Eindrücke?
Vor 11 Jahren, als Miriam und Lukas im Studium zusammen mit ihrem Kommilitonen Laurenz FORMLOS gegründet haben, ist ihnen noch nicht klar, dass einmal eine Jubiläumszeitschrift entstehen wird, in der ihre Arbeit mit einem Käsebrot verglichen wird. Sie ahnen noch nicht, dass sie einmal Mitarbeiter:innen einstellen würden, wie sich ihre Arbeitsweise verändern würde und wie sie ihre Schwerpunkte setzen würden. Sie starten während ihres Bachelors mit Aufträgen, die über den Uni-Verteiler reinkommen, und beschließen, sich danach Vollzeit selbstständig zu machen. Sie ziehen in ihr erstes Büro:
Ins Wartezimmer der Praxis von Lukas‘ Mutter
Die ist gerade dabei, ihr Arbeitspensum runterzuschrauben und stellt den Platz zur Verfügung. Kein Eigenkapital und von der Hand in den Mund – aber keineswegs brotlos: Lukas‘ Mutter bringt zwischendurch Schnittchen zur Stärkung ins Zimmer und zu den ersten großen Branding-Aufträgen zählt die Corporate Identity der Berliner „Jute Bäckerei“ – spezialisiert auf glutenfreie Backkunst.
Gemeinsam an nur einem Tisch sitzen sie und probieren alles aus, nehmen jede Anfrage ernst. Sie merken aber auch: Wir fühlen uns am wohlsten mit B2B-Kund:innen und im NGO-Kontext. Anfragen von Fastfood-Tiefkühlware-Importeuren können sie irgendwann ruhigen Gewissens ablehnen. Es geht mittlerweile nicht mehr ums nackte Überleben einer frisch gegründeten Agentur. Es geht jetzt auch um Positionierung, um Arbeitsweisen und um Methoden für modernes Arbeiten, ohne dass das Privatleben leidet. „Wir fragen uns immer: Was können wir besser machen – und wie? Auch in der Zusammenarbeit mit dem Team“, sagt Miriam dazu. „So ist die Idee zu unserer Wochenauswertung entstanden. Jeden Freitag machen wir eine Auswertung der Woche, die wir montags gemeinsam besprechen.“
Reflexion und Weiterentwicklung sind zentral für eine scharfe Positionierung
Damit ziehen sie die richtigen Kund:innen an und verbessern die Zusammenarbeit intern und extern. Mit der Positionierung machen sie heute auf der Webseite immer besser deutlich, was, mit wem und wie sie arbeiten wollen. Jetzt kommen die Wunschkund:innen von selbst. Der große Tisch dient mittlerweile als Besprechungstisch im neuen Büro. Dieses Büro in der Mindener Straße beziehen sie im Jahr 2016. Ab da werden aus Praktikant:innen Wunschkund:innen und dann Mitarbeiter:innen.: Seit 2018 sind Laura und Richard fest im Team. Da mittlerweile neben der Aufgabe, sich selbst und das Arbeitspensum zu organisieren, auch Mitarbeiter:innenführung auf der Agenda steht, müssen Routinen und Prozesse her. Das Jahr 2020 ist dafür ein gutes Beispiel. Trotz der Pandemie läuft es nämlich richtig gut. „Wir haben aber auch viel mehr Stunden gearbeitet, haben alles angenommen, was wir bekommen haben, und stellten fest: Das ist zu viel“, macht Lukas deutlich. „Wir müssen daran arbeiten, weniger zu arbeiten.“ In diesem Prozess lässt sich das Team von der Beraterin Yuan Wei begleiten. Jetzt schaffen sie es alle, weniger zu arbeiten und mehr Zeit für das Privatleben zu haben. Das Ergebnis:
Freitag um eins macht jede*r seins
Das gesamte Team arbeitet – ohne Gehaltskürzung – nur noch 4,5 Tage. Lukas und Miriam arbeiten seit 2021 nur noch an vier Tagen in der Woche. Das ist möglich, weil auch die Zusammenarbeit mit Kund*innen mittlerweile effizienter ist, organisiert durch Workshops. Miriam erklärt: „Wir haben schnell festgestellt, dass wir viele Fragen am Anfang haben, bevor wir loslegen. Dieser Frage-Antwort-Prozess frisst viel Zeit. Als Feedback von unseren Kund*innen kam aber auch immer, dass diese vielen Fragen unheimlich hilfreich waren. So sind unsere Workshops entstanden.“ Für ein passgenaues Branding ist dieser Prozess essentiell zum Kennenlernen und für eine gute Zusammenarbeit. „Heute machen wir nichts mehr ohne Workshop“, unterstreicht Lukas.
So zeigt die Entwicklung von FORMLOS, wie Kommunikation zu einer offenen und ausgeglichenen Welt beträgt: Sie verbessert die Zusammenarbeit mit den Kund:innen den Workflow innerhalb des Teams und den Gestaltungsprozess für bestes Branding. Simpel und smart. Wie ein gutes Käsebrot.
Mit Liebe recherchiert und geschrieben von FORMLOS Berlin